Besonderheiten bei Derivaten auf US-Basiswerte im Rahmen der US-Wahl

Am 05.11.2024 findet in USA die Präsidentschaftswahl statt. Ebenfalls werden einige Sitze im Senat und im Repräsentantenhaus neu besetzt. Mit Spannung werden nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die Reaktionen der Kapitalmärkte erwartet.

In der aktuellen Ausgabe der HSBC Zertifikate-Akademie werden wir die Besonderheiten bei Derivaten auf US-Basiswerte aufgreifen. Im Vorfeld der US-Wahl sind diese Produkte tendenziell besonders beliebt. Zumindest liefert ein Blick auf die Statistik ein klares Bild: Im Oktober 2024 war der Nasdaq-100 Index® der beliebteste Basiswert, zumindest nach der Anzahl der Trades in Hebelprodukten. Platz 2 und 3 werden zwar vom deutschen DAX® und vom Goldpreis belegt, ab dem vierten Platz folgen mit Nvidia, dem Dow Jones Industrial Average®, Tesla, dem S&P 500® und Coinbase weitere US-Werte im Ranking der Top-Basiswerte.

 

Grafik Basiswerte mit meisten Trades
Quelle: HSBC, Stand: 25.10.2024

 

Handelszeiten der Derivate auf US-Basiswerte

Grundsätzlich werden die Handelszeiten für unsere Produkte direkt auf der Homepage in der Produkteinzelansicht angegeben. In der Regel sind Derivate mit US-Basiswert börsentäglich zwischen 8 Uhr und 22 Uhr handelbar. Es gibt demnach keinen Unterschied zu Produkten mit deutschen oder europäischem Basiswert. Bei Produkten auf US-Aktien ist es aber besonders wichtig, die Handelszeiten der US-Aktienbörse im Blick zu haben. Die New York Stock Exchange (NYSE) und die NASDAQ Stock Market öffnen in der Regel um 15:30 Uhr deutscher Zeit. Dann ist es für HSBC als Market-Maker deutlich einfacher, Absicherungsgeschäfte aus dem Kauf und Verkauf von unseren Derivaten zu tätigen, da die Aktien deutlich liquider sind. In der Regel wird der Spread (Differenz zwischen Geld- und Briefkurs eines Derivats) einige Minuten nach 15:30 Uhr geringer sein, als vor der Eröffnung der US-Aktienbörsen. Produkte auf einen US-Aktienindex oder einen US-Indexfuture sind davon nicht betroffen. Dort verändert sich der Spread abseits von besonderen Marktsituationen in der Regel kaum.

Knock-out-Zeiten

Gerade bei Knock-out-Produkten ist es wichtig zu wissen, wann ein Produkt überhaupt ausknocken kann. Pauschal lässt sich diese Frage leider nicht einfach beantworten. Grundsätzlich gibt es aber klare Regeln, wann ein Produkt ausknocken kann. In den Endgültigen Bedingungen wird für jedes Produkt eine Relevante Referenzstelle festgelegt – und zwar direkt bei der Emission des Produkts. Die Relevante Referenzstelle ist in der Regel die liquideste Wertpapierbörse, an der der Basiswert gehandelt wird. Für die Apple-Aktie ist es beispielsweise die NASDAQ Stock Market und für die Boeing-Aktie die New York Stock Exchange (NYSE). Sollte nun an der Relevanten Referenzstelle ein Kurs für den Basiswert festgestellt werden, der die Knock-out-Barriere berührt, tritt sofort das Knock-out-Ereignis ein. Kurse von anderen Handelsplätzen sind hingegen nicht relevant. Daher kann zusammengefasst werden: Die Knock-out-Zeiten entsprechen der Handelszeit des Basiswerts an der Relevanten Referenzstelle.

Wichtige Ausnahme: Bei Produkten auf den Gold- und Silberpreis sowie bei Produkten auf Währungswechselkurse (Stand 25.10.2024) werden Kurse des Finanzdatenanbieters Refintiv herangezogen, um ein Knock-out-Ereignis zu ermitteln. Produkte auf diese Basiswerte können nahezu rund um die Uhr ausknocken – auch außerhalb der Handelszeit von HSBC.

Exkurs: Feiertage und Zeitumstellungen

Vor dem Hintergrund der Handels- und Knock-out-Zeiten ist es insbesondere bezogen auf US-Basiswerte wichtig, sich mit den Feiertagen und Zeitumstellungen auseinanderzusetzten. Aber der Reihe nach: Am kommenden Feiertag, dem 01.11.2024 (Allerheiligen), haben die Börsen in Deutschland und den USA geöffnet und die HSBC-Derivate sind regulär handelbar. Durch Allerheiligen gibt es keine Einschränkungen zu erwarten. Sofern aber die Börsen hierzulande geschlossen sind, können die HSBC-Derivate normalerweise nicht gehandelt werden (auch wenn vielleicht die US-Börsen geöffnet haben – z.B. an Ostermontag oder am 2. Weihnachtsfeiertag). Auf der anderen Seite kann es Einschränkungen beim Handel mit HSBC-Produkten auf US-Basiswerte geben, wenn die US-Börsen geschlossen haben – hierzulande aber kein Feiertag ist (z.B. Thanksgiving am 28.11.2024). Normalerweise informieren wir über Besonderheiten an Feiertagen transparent auf unserer Homepage.


Neben den Feiertagen gibt es eine weitere Besonderheit. Die Zeitumstellung findet in Deutschland meistens nicht am selben Tag wie in den USA statt. Dies hat zur Folge, dass es im Frühjahr und Herbst regelmäßig in einer oder in zwei Wochen dazu kommt, dass die US-Börsen um 14:30 Uhr deutscher Zeit eröffnen und bereits um 21:00 Uhr deutscher Zeit schließen. Dann ändern sich auch die Knock-out-Zeiten. Dies ist in diesem Herbst vom 28.10. – 01.11.2024 der Fall. Die damit verbundenen Auswirkungen haben wir aktuell bei uns auf der Startseite zusammengefasst: www.hsbc-zertifikate.de

Einfluss des Währungswechselkurses

Anlegerinnen und Anleger, die Derivate auf US-Basiswerte erwerben möchten, sollten sich auch unbedingt mit dem EUR/USD-Währungswechselkurs auseinandersetzten. Schließlich notiert der US-Basiswert in US-Dollar und unsere Derivate notieren allesamt in Euro. Dadurch entstehen Währungschancen und Währungsrisiken.  Um den Einfluss zu verdeutlichen, schauen wir uns einen beispielhaften Open End-Turbo-Call-Optionsschein auf die Apple-Aktie an. In diesem Fall bleibt sowohl der Kurs der Apple-Aktie als auch der Basispreis und das Aufgeld konstant. Lediglich der EUR/USD-Währungswechselkurs ändert sich. In einem Szenario wird der Euro stärker (um einen Euro zu kaufen, müssen mehr US-Dollar bezahlt werden) und in einem Szenario wird der Euro schwächerer (für einen Euro müssen weniger US-Dollar bezahlt werden). Es ist gut zu erkennen, dass die Änderung des EUR/USD-Währungswechselkurs direkt einen Einfluss auf den Inneren Wert und damit auch auf den Geldkurs des beispielhaften Produkts nimmt.


    Stärkerer EUR   Schwächerer EUR  
Kurs Basiswert 233,00 USD 233,00 USD   233,00 USD  
Basispreis 213,00 USD 213,00 USD   213,00 USD  
Bezugsverhältnis 1 1   1  
Aufgeld 0,10 EUR 0,10 EUR   0,10 EUR  
EUR/USD-Wechselkurs 1,083 1,093 +0,92% 1,073 -0,92%
Innerer Wert in USD 20,00 20,00   20,00  
Innerer Wert in EUR 18,47 18,30 -0,92% 18,64 +0,92%
Geldkurs 18,57 18,40 -0,92% 18,74 +0,92%

 

 

Exkurs: Was die US-Steuergesetzgebung mit Produkten von HSBC zu tun hat

Unter Umständen können Anlegerinnen und Anleger ein Derivat auf einen US-Basiswert nicht wie gewünscht erwerben. Ein Grund könnte die amerikanische Steuergesetzgebung sein. 

Abschnitt 871(m) des Internal Revenue Code (IRC) – US-Steuergesetz 

Derivate mit US-amerikanischem Basiswert, z.B. US-Aktien, und einem Delta nahe 1 werden gemäß dem amerikanischen Gesetzgeber steuerrechtlich mit Aktien gleichgesetzt. Die Regelung wurde erhoben, da die Wertentwicklung von Derivaten mit einem Delta von nahe 1 sehr ähnlich mit dem der Aktie verläuft. In der Folge fallen US-Quellensteuern in Höhe von 30 Prozent auf Dividenden und dividendengleiche Zahlungen an. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Umgehung der Steuerpflicht von Dividendenerträgen in den USA durch Nicht-US-Bürger, die sich durch die Anlage in Derivate und nicht in die Aktie ergeben könnte, zu verhindern.

Welche Produkte fallen unter diese Regelung? 

Grundsätzlich ist zwischen Anlage- und Hebelprodukten, innerhalb derer nochmals in Standard-Optionsscheine und Knock-out-Produkte, zu unterscheiden. Die steuerliche Regelung gemäß Abschnitt 871(m) gilt nicht für Anlageprodukte, da diese häufig ein Delta weit unter 1 vorweisen. Sie sind „out of scope“ und nicht steuerpflichtig im Sinne der Regelung. Die steuerliche Regelung greift gänzlich für Knock-out-Produkte. Bei Knock-out-Produkten wie beispielsweise einem Open End-Turbo-Optionsschein spricht man von sogenannten Delta-1-Produkten. Charakteristisch dafür, wie es sich aus der Bezeichnung ableiten lässt, ist das Delta von 1, da ebendiese naturgemäß „im Geld“ notieren. Einen Sonderfall stellen Standard-Optionsscheine dar. Diese verfügen bei Emission regelmäßig über ein Delta von deutlich unter 1. Allerdings kann bei gegebener Kursbewegung des Basiswerts das Delta Richtung 1 ansteigen, wodurch dann Standard-Optionsscheine steuerpflichtig im Sinne der relevanten Regelung werden. Dazu zählen Standard-Optionsscheine mit einem Delta ab 0,85. Aber sowohl bei Delta-1-Produkten als auch Standard-Optionsscheinen gilt: Dies ist nur bei Call/Long-Produkten der Fall, da Put/Short-Produkte ein negatives Delta vorweisen! 

Welche Bedeutung hat das Delta?

Das Delta gibt die Sensitivität des Optionsscheins gegenüber Kursschwankungen des zugrundeliegenden Basiswerts an. Es zeigt die (theoretische) Veränderung des Optionsscheinpreises für den Fall an, dass sich der Kurs des Basiswerts um eine Rechnungseinheit (z.B. um einen Euro) nach oben oder unten bewegt. Ein Delta von nahe null bedeutet, dass der Optionsschein weit aus dem Geld notiert und kaum auf Veränderungen des Basiswerts reagiert.

Was bedeutet das für die Praxis? 

HSBC hat sich als Emittent für die sogenannte Emittentenlösung entschieden, das heißt, es werden grundsätzlich von HSBC die Quellsteuern abgeführt. Diese Emittentenlösung wird derzeit bei Turbo-Optionsscheinen, Open End-Turbo-Optionsscheinen und Mini Future-Zertifikaten angewandt. Bei Optionsscheinen auf amerikanische Basiswerte mit einem Delta ab 0,85 werden keine Briefkurse gestellt, bis das Delta unter 0,85 liegt. Diese Standard-Optionsscheine sind dementsprechend zu bestimmten Zeitpunkten nicht kaufbar. In aller Regel werden aber weiterhin Geldkurse gestellt, um den Verkauf zu ermöglichen. Unabhängig von diesem Prozedere entscheiden sich einige wenige Broker komplett gegen den Handel von Derivaten, welche unter die 871(m)-Regel fallen. Dies gilt unabhängig vom Produkttyp. Es handelt sich daher um eine geschäftspolitische Entscheidung des Brokers und nicht der HSBC. Bei den meisten Brokern sind die Produkte dennoch handelbar. Dazu zählen unter anderem comdirect, flatex, ING, Consorsbank, Trade Republic, Scalable Capital oder finanzen.zero. Diese Broker unterstützen die Emittentenlösung im Sinne des Kunden und bieten daher die Möglichkeit, Delta-1-Produkte von HSBC sowie Standard-Optionsscheine von HSBC mit einem Delta unter 0,85 kaufen zu können. 

Ich habe ein solches Produkt mit einem Delta >0,85 im Depot, kann ich es dann gar nicht mehr handeln? 

Der für den Verkauf eines Produkts relevante Geldkurs ist von der 871(m)-Steuerthematik unbeeinflusst. Somit können Sie Ihre Produkte in der Regel von 08.00 Uhr bis 22.00 Uhr börsentäglich zum Geldkurs des Produkts verkaufen. Im Falle eines Delta > 0,85 wird lediglich die Quotierung des Briefkurses vorübergehend eingestellt. HSBC prüft regelmäßig das Delta der Optionsscheine, um nicht nur Geld-, sondern auch Briefkurse stellen zu können.